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erstellt am 18.03.2002, letzte Änderung am 31.10.2008

Mersiofsky Mathoy Tot 18 September 1713

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Luzine ein schwieriges Forschungsgebiet

Vorwort der Luziner Dorfchronik von Lehrer Ratsch.
Abgeschrieben aus der Kreis-Trebnitzer Heimatzeitung, Bremen, März 2002.

Im Jahre 1908 beauftragte mich der Lehrerverein Juliusburg, in seiner
hiesigen Wanderversammlung, einiges aus der Geschichte von Luzine
vorzutragen. Ich unterzog mich dieser Aufgabe mit um so größerem Interesse,
als Luzine mein Heimat- und Berufsort ist. Bei meinem Forschen nach
geschichtlichem Material fand ich des Interessanten und des Neuen soviel,
das der Stoff bald die Grenzen eines kurzen Vortrages überschritt. Dies
wurde die Veranlassung, das Ergebnis meiner Arbeit in einer kurzgefaßten
Ortsgeschichte niederzulegen. Hierzu benutzte ich: Spezialurkunden aus dem
Königlichen Staatsarchiv, dem Stadtarchiv und dem Domarchiv zu Breslau.
Ferner Häusler, Regesten von Grünhagen, Kastner, Damroth, Fuchs, Heyne,
Hermann, Neuling, Landbücher, die Zeitschrift des schlesischen Vereins für
Geschichte und Altertum, örtliche Kirch- und Schulakten, Meixner, Stenzel,
Bach und einiges von Sinapius.
Allen, die mich bei dieser Arbeit so freundlich unterstützten, sei auch
an dieser Stelle nochmals herzlichster Dank ausgesprochen.

Luzine, im Oktober 1909, der Verfasser.
Einleitung
Luzine gehört zum Regierungsbezirk Breslau, und Schlesien ist somit
unsere Heimatprovinz. Der Name Schlesien hat eine mehrfache Deutung
erfahren. Man sagt, das Wort Schlesien kommt her von dem Worte Slusa
Germaniae, zu deutsch ?Schluß oder Ende Deutschlands." Andrerseits glaubt
man den Namen auf Silesia solo, d.h. ?Böse Erde" zurück führen zu können.
Auch von Fluvio Sleso, einem Bach des Teschnischen Fürstentums, hat man es
abzuleiten versucht. Betrachtet man den Zobtenberg als namengebende Ursache,
so soll das Wort Schlesien von monte sabotho herrühren, denn Zobtenberg soll
früher Zottenberg geheißen haben, da auf ihm die Ureinwohner Götzendienst
trieben. Da sie das ?zum Heil ihrer Seelen" taten, erhielt der Berg den
Namen ? Sielensberg", nämlich ? Seelenberg", daher haben ausländische
Scribenten den Berg mons silens, mons silensis und die darum liegende
Landschaft Silensia, später Silesia genannt. Da Schlesien das Durchgangsland
für verschiedene teilweise seßhaft gewordene Völker war, so leitet man den
Namen auch von szlesacis (Einkömmlinge) ab. Nach dem böhmischen Worte
slesitis heißt Schlesien soviel wie Schleicher, weil die Leute aus den
Nachbarvölkern hier eingeschlichen seien. Auch im slawischen Wort sle
?böse", will man die Grundform des Wortes Schlesien erblicken.
(Ein Pole sagte 1970: ?Nieder Schlesien" heißt auch heute noch so,
?dolno slask" abgeleitet vom Wort ?Sonne", die ?niedere Sonne", das gefällt
mir am besten! - M. Reiter)
Ptolemäus nennt 140 v. Chr. Die Lygier als Bewohner Schlesiens ( nach
Tacitus de mor. Germ.)
Lygier und Elisier wohnten damals in Mittel-, Semnonen in Nieder-, und die
Quaden in Oberschlesien, während die Harmunduren das Gebirge bewohnt haben.
Quaden und Lygier sind ein Zweig der Kelten. Sie verehrten dieselben Götter,
welche von den Römern Jupiter und Mars genannt wurden. Von Oels aus machten
sie Ausflüge nach Massel und in den Trebnitzer Buchenwald.
An der Stelle, wo jetzt das Kloster zu Leubus steht, war nach Sinapius,
ein heidnischer Tempel dem Mars, dem guten Gott, geweiht. Zernebog war der
schwarze Gott. Dieser deutsche Volksstamm verbrannte die Leichen. Als später
die Slawen (Polen), die ihre Leichen begruben, in Schlesien die Oberhand
gewannen, mußten sich die Deutschen mit dem Bestatten ihrer Leichen, zum
Teil, auch nach ihnen richten. Die Lygier hatten kein Geld sondern tauschten
Ware gegen Ware. So verfuhren auch später die lechitischen Slawen, sie
bezahlten mit Pelzwerk und bedienten sich später der ledernen Münze. Noch
später benutzten sie ungeprägte Silberstücke. Die geprägte Münze wurde etwa
um 1300 hier eingeführt; die erste in Oels wurde 2.1.1674 geschlagen.
Um 98 v. Chr. lebten hier, nach Häusler, die Sueven, 451 wurden Schlesien
von dem Hunnenkönig Attila überwältigt. Nach seinem Tode, 454, siedelten
sich die Vertriebenen hier wieder an, bis diese alte deutsche Provinz von
Lecho, dem Heerführer der Slawen, welcher 550 den Grund des polnischen
Reiches legte, durch feindlichen Überfall von Deutschland abgerissen wurde.
Die deutschen Bewohner wurden zwar nicht gänzlich vertilgt, aber doch
übermeistert und vermischten sich nach und nach mit den Polen. Die Slawen
sollen ursprünglich am Schwarzen Meer gelebt haben. Im 6.Jahrh. kamen sie
nach Schlesien, als unsere Provinz noch zu Böhmen gehörte. Auf ihren Zügen
in unsere Heimatprovinz müssen sie an der Stelle unseres heutigen Breslau
durch die Oderlandschaft gezogen sein, denn ?Wrot" heißt Furt und ?slow"
Slawen.
Daraus ist enstanden ?Wratislawia" und daraus Breslau. Um 800 wird als
Nachfolger des Lecho,
Popielo III. genannt. Er wütete unmenschlich gegen seinen Vater und gegen
sein Volk. Noch heute erinnert an ihn das Schreckwort ?Popel" / Popelmann
oder Piäpol.
Um die Mitte des 10. Jahrh. Wird als schlesischer Fürst der Herzog
Miecislaus genannt. Von ihm wird berichtet, daß er nicht Christ werden
wollte. Er war kinderlos, hatte mit 7 Kebsweibern gelebt und war nun nahe am
Sterben. Da beschloß er, sich mit der christlichen Dambrowka, der Tochter
des Herzogs von Böhmen (die Böhmen waren schon 895 zum Christentum
übergetreten) zu vermählen und Christ zu werden. Er tat es und ließ sich am
7. 3. 966 in Gnesen taufen. Alsdann ließ er in ganz Schlesien anordnen, die
Götzen abzutun und Gott zu dienen. Das geschah, nach Sinapius, am Sonntag
Lätare des selben Jahres. Der Eifer für das Christentum war damals so groß,
daß der Adel bei erster Anhörung des Wortes Gottes die Säbel gezückt und
dann wieder eingesteckt hat zum Zeichen, die neue Religion mit Gut und Blut
zu verteidigen.
Miecislaus baute die erste christliche Kirche zu Smogra (Schmograu) im
Namslauer Bezirk. Es gehörte der Herrschaft von Prittwitz und war von Oels
drei kleine Meilen entfernt. Nachdem das Christentum hier Eingang gefunden
hatte, erstarkte auch das Deutschtum in Schlesien wieder und zwar durch den
schlesischen Fürsten Mieslaus II., der 1015 zur Herrschaft kam. Er heiratete
eine deutsche Prinzessin, Rixam, und sie zog Deutsche heran. Auf den
Richterstätten wurde die deutsche Sprache erst 1350 eingeführt. Damals wurde
in der Kirche deutsch und polnisch gepredigt; daher sagte seinerzeit ein
Pastor bei einer Revision: Ein Pastor könne mehr als ein Superindentend weil
er noch Polnisch spräche.
1159 wurde Schlesien an drei Piastensöhne verteilt, Boleslaus altus bekam
Mittelschlesien, Miecislaus Oberschlesien und Conradus, Krummbfuß genannt,
erhielt Niederschlesien. Einem neuen Ansturm Asiatischer Völker sah sich
Schlesien um die Mitte des 13. Jahrh. ausgesetzt, als die Mongolen sengend
und plündernd Schlesiens Fluren durchzogen, bis ihnen in der Schlacht bei
Wahlstatt 1251 Halt geboten wurde. Hier standen den 200.000 Tataren 30.000
Schlesier gegenüber.
Vier Jahrhunderte später hatte Schlesien wieder viel zu leiden, als der
30jährige Krieg die deutschen Gaue verwüstete. Auch gegen die Türken zogen
Schlesier ins Feld. Als 1529 Wien belagert wurde, mußte Schlesien 700
Pferde, 3000 Fußknechte, 200 Wagen und 800 Wagenrosse senden und
unterhalten. Der Heerführer für die Fürstentümer Breslau, Brieg Oels, für
das Wohlausche und Herrnstädtische, die Herrschaft Trachenberg und Militsch
war der Ritter Achatius von Haunold.
Die Landschaft sollte von jedem Gut, das 3000 Morgen würdig war, ein
gerüst' Pferd ausrüsten und auf 10 Pferde einen Heerwagen stellen. In jener
Zeit spielte bereits der Geldverkehr eine Rolle.
Doch waren die Münzwerte noch nicht allgemein geregelt, so, daß König
Matthias im Schlesischen Landfrieden 1474 anordnete, daß ein ungarischer
Gulden oder Dukaten 120 Groschen = 1 Mark sein soll. Die Fürsten hatten
geringere Münzen prägen lassen, so daß an verschiedenen Orten sechs, sieben
oder acht Heller einen Groschen ergaben, das verursachte im Handel großen
Schaden. Herzog Karl erneuerte 1516 den Breslauer Deputierten, indem er
sagte: ?Meiner Untertanen 100 haben nicht 10 ihr Brot dieses Jahr und müssen
sich der Städte nähren, vornehmlich Breslau, die auch nach diesem Gebot von
keinem anderen Groschen wissen wollen, denn von 12 Hellern für einen
Groschen, davon es zu Oels ganz teuer worden ist. Denn was die Bauern vorher
um 6 Heller Groschen gegeben haben, das wollen sie jetzt nicht anders denn
um 12 Heller Groschen geben und ich glaube, daß in ganz Schlesien nicht
teurer alle Dinge sind, denn zu Oels. Wäre es bei dem 6 Heller Groschen und
bei dem weißen Groschen geblieben, so hätte es keine Not, aber wer
die 8 Heller Groschen erdacht und aufgebracht, hat nicht wohlgetan."
1511 wurde bezüglich der Münzen auf dem Fürstentage beschlossen, daß an
wieder -verkäuflichem Zins sollen 10 Heller für einen Groschen und 40 neue
schlesische Groschen für eine Mark gezahlt werden. Grade in dieser Zeit der
Teuerung wird Luzine, im oelsnischen Weichbilde gelegen, das bisher auch zu
Oels gehörte, mit anderen Ländereien dem Kloster zu Trebnitz zugesprochen.
Der Name Trebnitz: Als Herzog Heinrich das Kloster reich begütert hatte,
soll er die Nonnen gefragt haben ob sie noch einen Wunsch hätten, verneinten
sie mit dem polnischen ?Trzeba nic".
Nach Häusler bedeutet Trebnitz Holzland. In der Urkunde ?Cosmos von Prag
dean 1086" über die Errichtung des Bistums Prag im Jahre 967 wird unter den
Distrikten ?Trebowna" genannt.
Hedwig, des Herzog Heinrichs Gemahlin, schenkte dem Kloster alles Land der
Herrschaft Schawoine im Jahre 1242. Damals gehörte zu Schawoine Lutzine,
Lückerwitz, Zantkau, Tarnast,
Tschelentnig, Pfaffemühle, Neiderei und Grochowe.
Die erste sichere Kunde von Luzine stammt also aus dem Jahre 1242, da war
Luzine noch ein polnisches Dorf, erst 1251 wurde es nach deutschem Recht
ausgesetzt. Das geschah in der Weise, daß ein Deutscher, Lokator genannt, in
das polnische Dorf berufen wurde. Das Land wurde durch ihn vermessen und
nach einem Ackermaße, der deutschen Hufe, an die Bewohner verteilt, die sich
dem deutschen Recht fügen wollten. Eine Hube umfaßt soviel Ackerland, als
zur richtigen Ernährung einer Familie notwendig war. Bei gutem Boden
gehörten zu einer Hube 50 Morgen, bei geringerem bis 150 Morgen. Dem
Lokator, auch Vogt oder Scholz genannt, wurde sein Land vom Fürsten
zugeteilt. Er zahlte für das vom Fürsten abgetretene Land entsprechende
Abgaben, die er von den Kolonisten einzog. Für seine Mühe erhielt der Vogt
die Scholtisei; (das ist hier in Luzine das, zum Dominium gehörende,
Schulgrundstück.) Außerdem erhielt er eine bestimmte Zahl zehnt- und
zinsfreier Hufen und nach Bedürfnis das Recht, einen Kretscham, eine
Fleisch- und Brotbank, eine Schuhbank, eine Schmiede, Mühle und Gärten
anzulegen, sowie das Recht, seine Schafe auf dem ganzen Lande der Kolonisten
zu weiden. Da dem Scholzen auch die Verwaltung der Gerichtsbarkeit oblag, so
wurde er allenthalben ?der gestrenge Herr" genannt. Vermutlich war in Luzine
der erste Scholz Sieboth, denn Häusler sagt: ?Die Äbtissin zu Trebnitz
bekundet am 13.4.1297, daß Hermann, Scholz zu Frauenwaldau, eine Hube der
Scholtisei zu Frauenwaldau verkauft habe; unterschrieben von Sieboth,
Schultieß von Leutzen (Luzine). Dieser Sieboth, auch Siebotho genannt, wurde
1317 Hofrichter; denn Herzog Boleslaus beurkundet, daß sein Ritter Heinrich
von Biberstein sein Pfandrecht für 525 M. auf die Stadt Prausnitz und alle
Erbgüter und Portinentien, wie Gebhardt solche besessen, nicht allein durch
einen Brief des Hofrichters Siebotho von Luzine, sondern auch durch das
Zeugnis eines Zeugen nachgewiesen habe, im Jahre 1317.
Seit jener Zeit machte das Deutschtum immer mehr Fortschritte, besonders
durch die Einwanderung deutscher Kolonisten, die auch den deutschen Pflug
mitbrachten und dadurch den Polen gegenüber im Vorteil waren, die nur den
hölzernen Haken kannten. In einer Urkunde von 1341 wird als Schwiegersohn
des früheren Scholzen zu Luzine ein gewisser Peter und dessen Gemahlin
Elisabeth genannt. Herzog Konrad von Oels bekennt, daß in diesem Jahre Peter
mit seiner Frau und deren Stiefkindern den dritten Teil des herzoglichen
Rechts im Dorfe Schawoine an zwei Nonnen zu Trebnitz und nach deren Tode ans
Kloster fallend verkauft habe. Mitunter übertrug der eigentliche Scholz die
Gerichtsverwaltung in Bauerndörfern auf mehrere Jahre einem Bauern, der dann
Vizescholz genannt wurde. So erwähnt Stenzel um 1369 einen Vizescholzen für
Ober- und Niederluzine. Wie niedrig damals die Landpreise waren, geht aus
einem Kauf aus Nieder-Frauenwaldau vom Jahre 1340 hervor, es wurden dort 40
Hufen für 35 Mark verkauft.
Ein späterer Scholz hieß Peter Tluka; denn Äbtissin Bolka beurkundet am
14.7.1409, daß er dem Wewersko Mellik und seiner Frau den dritten Teil der
Scholtisei mit einem Garten und einer Mühle verkauft habe. Über die Höhe der
Abgaben, die Luzine an das Kloster zu entrichten hatte, erfahren wir aus dem
Jahre 1410, daß es drei Vierdung an den Dreidingtagen zu entrichten hat
sowie
von 52 zinspflichtigen Hufen den Roßdienst auf der Scholtisei (einZeichen
des Lehns) und das Essegeld, an Geld 43 M. weniger 6 Groschen. An Getreide
waren 52 Malter Korn, Gerste, Weizen
und Hafer zu liefern.
In demselben Jahre nennt Dr. Meixen in seiner Urkunde von Luzine eine
Kirche, ein Pfarr- und ein Schulhaus, 1 Vorwerk, 2 Wassermühlen und eine
Försterei. Eigentümer der Scholtisei ist das Stift Trebnitz, dabei nennt er
als Schulthissin eine gewisse Frau Möhel aus Lebotzen (Luzine).
Sie hat drei Firtunge (Vierdung) und 2 Groschen als Zins und Geschoß nach
Trebnitz abzuführen.
Die vorgenannte Äbtissin Bolka, Herzogin zu Kosel, bekennt am Dienstage nach
Pfingsten,
1419, - daß die Frau Margaretha zu Lutzine dem Peter Snopeck eine halbe
Hufe mit einem Garten
zu Luzine verkauft und aufgelassen habe.
1466,9.3. - beurkundet Äbtissin Margarethe, Herzogin von Oels, daß Miezlaiy
in Lutzine dem
Peter Boraem zu Schlottau eine freie Hufe verkauft habe.
1541,6.4. - ist nach einer Urkunde Thomas Tschirminsky, Scholz zu Lutzine.
Hier legt die Äbtissin
Barbara die Verpflichtungen der Scholtisei, mit einigen Neuerungen,
genau fest.
Barbara bekennt: ?daß sie dem Scholzen des Dorfes Lutzine, im oelsnischen
Weichbilde, seine Scholtisei oder Erbgericht zu Lehnsrecht bestätigt habe
mit allen Zuhörungen, mitsamt den zwei Mühlen zinspflichtig und einem
Kretscham, davon er dem Kloster auch zu zinsen verpflichtet ist. Und sonst
mit allen anderen Zuhörungen, an Äckern, Wiesen, Teichstätten, Wäldern,
Heide; jedoch dem Kloster Trebnitz an Lehnungen, Diensten, Herrlichkeiten,
Freiheiten, altgewohnten und sonst männiglich bereitwilligst Rechtens, in
allem ganz unschädlich allem Treulichem und Ungefährlichem."
1550, - verkauft Herzog Karl zu Münsterberg seine Anrechte auf Lautzin im
oelsnisch. Weichbilde
mit allen Zuhörungen der Äbtissin Hedwig und der ganzen Sammlung des
Klosters zu Trebnitz
und ihren Nachfolgern für 100 gute hungrische (ungarische)
Goldgulden, so daß das Dorf
mit diesem Jahr endgültig in den Besitz des Stiftes übergeht.
1568, - war Christoph Kuhlhas, Scholz zu Luzine. Er beklagt sich, daß Herr
von Diern zu
Schickerwitz auf Luziner Grund und Boden Hafer und Gras abgehauen
habe
1582, - vergrößerte der damalige Scholz die Scholtisei indem er von der
Äbtissin Margarethe drei
Stück Ackerland mit allen Zuhörungen an der Ligharzowitzer
(Lückerwitzer) Grenze
für 100 Taler kaufte. Das Land war dem Stifte mit 6 Vierdung
verzinst.
1585, - heißt der neue Scholz, Balthasar Gehligk und 1595, - Siegmund
Glaubitz.
1592,3.10. - Unter den Nachfolgern des Herzogs Johann kam es wegen der
Obergerichte zu
Streitigkeiten, so, daß in dem Prozeß des Herzogs zu Oels, dem Stifte
Trebnitz die Obergerichte
der Dörfer Frauenwaldau, Schlottau, Luzine, Lückerwitz, und Zantkau
zufielen.
1622, - vergrößert sich der Besitz des Scholzen zu Luzine insofern, daß Gut
(der Hummel) und die
Erbscholtisei nur einen Besitzer haben. In der Urkunde bekennt
Elisabeth, Äbtissin zu
Trebnitz, daß der Erbscholz zu Lucina Gut und Erbscholtisei an sich
gebracht habe und
darüber 5 Begnadigungen und alte Briefe von 1419, 1520, 1582, 1589
und 1606 besitze.
Auch ein folgender Scholz, Haintschke (Hantschke), kaufte 1626 das
inzwischen von der
Scholtisei wieder losgelöste Gut Ober-Luzin hinzu. -
1655,13.4. - verkaufen die Erben des Hantschke ihr Gut und die Erbscholtisei
zu Lutzine, nebst
freien Schäfereien, Kretscham und dessen Schlachten, Backen,
Branntwein brennen, und
-schenken, und was sonst niemand im Dorfe zugelassen ist, wie es die
Hantschschen Vorfahren
schon von Alters her besessen, dem Herrn Georg Stier für 4200 Taler
und weiter zu dem Gute
noch eine Hube von weiland Herrn Hantsch; diese Hube kostet 300 Taler.
Das ganze Gut liegt in 3 Feldern; jedes umfaßt 8,1/2 Huben. Das Gut hat
zudem 3 Freistücke, wo niemand von der Gemeinde Vieh hüten darf. Der
Besitzer ist ferner berechtigt seine Teiche usw.,
einzuzäunen.(Das ganze Dorf lag damals in kaiserlicher Steueransage von 400
Talern.) Als Kaufzeugen werden hier genannt: Maria Görlitz geb. Allenstein,
nebst ihrem ad hune actum (zu ihrem Vorhaben) erbetenen Kurator Herrn Georg
Gretzer auf Spahlwitz, Herr Hans Georg Dierix von Brugk, fürstlich
württembergisch-oelsnischer Kammersekretär und Heinrich Groer,
Ratsverwandter und curis Practicus (Arzt) zu Oels.
Herr Georg Stier war kaiserlicher Hauptmann in dem löblichen
Schlepusischen Regiment zu Fuß.
1657,13.12. - schließt Georg Stier einen Mietskontrakt mit Herrn Georg
Gebhart als Mieter.
Stier vermietet seine freie Scholtisei und sein Gut zu Nieder-Lutzinau
mit allem was in dem
Kauf von 1655 genannt worden war.
Der Kalde-Teich ist mit 9 Schffl. über Winter besät, und werden dort 5-6
Fuder Wiesewachs gemacht. In der freien Schäferei waren 250 eigene und 100
Mietschafe. Der Kretscham mit allem Zubehör ist nicht in den Kontrakt
eingeschlossen. Von dem Feld-Teich erfahren wir, daß er zu dieser Zeit mit
Fischen besetzt war.
1662,17.3. - belehrt uns eine Urkunde über die Größe des Gemeindebesitzes.
Die Gemeinde besaß
insgesamt 46 Huben. Davon verkauft sie unter genanntem Datum dem
Herrn Georg Stier
3 Huben welche im 30jährigen Krieg vollständig verwüstet wurden und
noch brach lagen;
die Hanneley-, die Pfarr-, und die Zügerhube. Für die erstere, mit
Garten und Baustelle, deren
Besitzer Hans Wagner war, zahlt der Käufer 36 Groschen, den Groschen
zu 12 Heller.
Für die Pfarr-Hube samt Garten und Baustelle, die im Besitz der
Christoph Luckaschen Witwe
war, zahlt er 30 Taler. Die Zügerhube, die an den Kretschamgarten
anstößt und keine Baustelle
besitzt, wird ihm unentgeltlich überlassen.
1663,24.6. - vermietet dieser Georg Stier wiederum sein ?Freies Gut" zu
Nieder-Luzine dem wohledlen Herrn Kaspar von Dreske (Juliusburg) mit
Gebäuden, Stallungen, Scheune, Schäferhaus nebst Zubehör, Wiesen, Gärten,
einem großen verzäunten von der Gemeinde ganz befreiten Teich, den
Kaldeteich, ebenso die Hüttung im Feldteiche und von der Gemeinde die
Gräserei, ferner neben der Brettmühle und neben der Kanthermühle freie
Ackerstücke sowie die freie Wiese im Walde, ferner die freie Schäferei,
welche sonst mit 400 Schafen besetzt gewesen ist. Dazu gehören auch 4
Dreschgärtner und 2 andere samt ihren Schuldigkeiten, Robotten
(Dienstleistungen) und Erbzinsen, die laut ihren Briefen in Geld, Hühnern,
Eiern, und Spinnstücken bestanden.
Auch die Funkemühle ist in den Kontrakt mit eingeschlossen mit ihren
jährlich steigenden und fallenden Zinsen, nämlich Korn, 4 Taler, Mastgeld,
Hühner, Eier, ferner die Teiche; der Mühlteich mit 6 Schock - 3jährigem
Samen, der Feldteich, der ?Kücheteich" , 3 anfindliche ?Kücheteiche" um den
Hof und deren Hältern; alle hatten fließendes Wasser. Die sogenannten
?Kücheteiche" dienten offenbar zur vorläufigen Aufbewahrung der im Haushalt
zu verwendenden Fische.
Nicht im Kontrakt inbegriffen ist der Kretscham, auf dem die Verwaltung
der Scholtisei und der Gerichte haftet, sowie das Schlachten, Backen,
Branntwein-brennen und -schenken, ferner der im Dorfe liegende und an
Pfeiffer-Michels Besitz anstoßende Garten, der Kretscham-Garten, die
Kretscham-Äcker, -wiesen, -wieseflecken am Walde und die anstoßenden Teiche,
ebenso die anderen Teichel in der Scharsintze. Ferner die Obermühle
(Neumühle) mit Gärten und Wieseflecken, Teich, wie auch der unter dem Kamme
liegende kleine Streichteich.
Ausgeschlossen ist auch, die auf fürstlichem Boden liegende Wiese mit dem
Holze,
nebst 2 Groschegärtnern. (Letztere waren offenbar solche Gärtner, die nicht
Deputat sondern Geld erhielten.) Der Kontrakt lautete auf sechs Jahre mit
jährlich 180 Talern. Kaspar von Dreske will dem Vermieter gleich 400 Taler
vorleihen, damit Herr Georg Stier seine anderen Schulden bezahlen kann. Der
Mieter übernimmt alle Lasten wie Einquartierung, Durchzugsspesen, Steuern,
Pfarrdezem, ferner die Belöhnung des Kirchschreibers, des Schmiedes und des
Gemeindehirten.
Zog ein Heer durchs Dorf, so hatten Gemeinde und Scholtisei zur
Verpflegung der Truppe beizutragen (Durchzugsspesen). Auch wenn der
Landesfürst durchzog, waren solche Abgaben zu leisten. - Vom übrigen Stroh
darf nichts weg kommen, es muß zu Dächern und zu Streu verwendet werden.
Mieter und Vermieter sollen jährlich <richtige Abreitung halten, damit jede
Partt wiße,
welche der anderen was schuldig.>
1681,24.3. - verkauft Herr Georg Stier sein Freigut in Lucina, welches aus 8
Huben bestand, mit Hofereite, Äckern, Wiesen, Teichen, Mühlen, Kretscham,
freien Schäfereien, Gärten und Ehrungen. Ausgenommen ist die auf fürstlichem
Grund und Boden liegende Wiese mit dem darauf stehenden Holze. Käufer ist
das Stift Trebnitz, welches für das Gut 5000 Taler zahlt.
Damals gehörten zu der Besitzung 10 Melkekühe, 2 Kalben und 16 Schweine,
darunter ein Böhr,
8 Gänse, 1 Hahn, 12 Hühner, und eine Graupemühle. Nieder-Lucine hatte
278,1/2 Scheffel Aussaat, 23 Bauern die 377 Scheffel säen, 16 Gärtner, 10
Häusler, 2 Wassermühlen, 1 Försterei.
Es hatte 369 Einwohner und gehörte dem Stift Trebnitz.
Gerechtigkeiten für die Dreschgärtner:
1.)Besitzer kann sich eine Kuh halten und diese unter das Hofevieh auf die
Huttung treiben.
2.)Sein übriger Dünger wird ihm zum ersten Genuß auf Dominialacker geführt.
3.)Er hat das Recht, mit den übrigen Dreschgärtnern und Freien die
Wegeraine und Grabenränder zu begrasen.
4.)Werden ihm 2 Beete Acker, eins zu Lein und eins zu Rüben, durch ein
Gewände alljährlich eingegeben, doch muß Besitzer zum Anbau der Beete selbst
den Samen liefern.
 

 

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